Biologischer Sinuslift

Biologischer Sinuslift

Im Jahre 2013 haben japanische Kollegen ihre erstaunlichen Untersuchungsergebnisse an Patienten veröffentlicht. Erstaunlich war, dass sie bei der Sinuslift-Operation auf Fremdmaterialien zur Knochenauffüllung gänzlich verzichtet und nur ein körpereignes Blutprodukt vom Patienten selbst verwendet haben.

Zur Auffüllung der Kieferhöhle haben die Kollegen aus dem Patientenblut gewonnenes Fibrin (sog. PRF – Platelet Rich Fibrin – Choukroun A-PRF Methode) benutzt. Dieses Eigenblutprodukt wird unmittelbar vor dem Eingriff gewonnen und ähnelt exakt der Blutentnahme wie man es vom Hausarzt/Internist her kennt. Das Eigenblut wird in einer speziellen Zentrifuge unmittelbar vor dem chirurgischen Eingriff zentrifugiert und so das A-PRF gewonnen. Das A-PRF wird sofort zusammen mit den Implantaten in die Kieferhöhle eingebracht. Nach einer nur kurzen Abheilung von nur 3 Monaten, ist das A-PRF komplett mit eigenem Knochen ersetzt. Natürliches, eigenes Knochenwachstum um die eingesetzten Implantate kann mit dieser Methode sicher erreicht werden.

Wir bieten diese seit 2013 auch in unserer Praxis an und haben seitdem in Verbindung mit der speziellen Behandlung der Implantatoberfläche vor dem unmittelbaren Einsetzen des Implantats, die das „Aufwachsen“ des Knochens auf die rauhe Implantatoberfläche beschleunigen und deutlich verbessern, sehr gute Ergebnisse erzielt. Diese Methode wird kaum angewendet, obwohl die Forschungsergebnisse hierzu zahlreich und sehr vielversprechend sind angewendet. Diese Methode wird „Fotofunktionalisierung“ (Photofunctionalisation) von dentalen Implantaten genannt und ist eines der Forschungsprojekte von Dr. Claudio Cacaci. (siehe auch Alterungsprozess von Implantaten)

Literatur:

Tajima, N., et al. (2013), „Evaluation of Sinus Floor Augmentation with Simultaneous Implant Placement Using Platelet-Rich Fibrin as Sole Grafting Material.“ The International Journal of Oral & Maxillofacial Implants 28(1): 77-83. 

Platelet Rich Fibrin (PRF) für den Sinuslift

PRF oder Platelet Rich Fibrin ist ein Blutprodukt, welches aus dem Patientenblut in der Praxis gewonnen werden kann. PRF wird unmittelbar vor oder während des chirurgischen Eingriffs (Implantat- oder Weißheitszahn-Operation, Zahnentfernung, etc.) hergestellt. Durch eine einfache Blutentnahme, wie man es vom Hausarzt/Internist her kennt, werden Blutröhrchen entnommen. Diese Röhrchen werden dann mittels einer speziellen Apparatur zentrifugiert und so das PRF hergestellt.
Das PRF besteht aus der Fibrinmatrix des Blutes (vernetze Fibrinfasern), in welches Blutplasma und -plättchen und eine Vielzahl von Wachstumsfaktoren, die als Heilungsbeschleuniger wirken, konzentriert sind. Das PRF vermag in vielen Bereichen die Heilung zu verbessern und/oder zu beschleunigen.
PRF Platelet Rich Fibrin ist ein Blutprodukt aus Eigenblut gewonnen

So setzen wir die PRF Methode bei folgenden Eingriffen erfolgreich ein:

Das A-PRF wirkt auf die Wundheilung als absoluter Heilungsbeschleuniger und wird mittlerweile in der Medizin/Chirurgie auf vielen Gebieten mehr eingesetzt. Die Methode wird bei uns in der Praxis seit über 5 Jahren eingesetzt und wir möchten sie als Chirurgen nie mehr missen, die Heilung ist so viel besser geworden. Der Vorteil der Choukroun Methode beruht darauf, daß keinerlei Zusätze zum Blut benötigt werden und somit nur körpereigenes unverändertes Blut zur Anwendung kommt.

Aus dem Patientenblut können wir nach dieser Methode auch das sog. i-PRF gewinnen. Diese Fraktion wird durch Veränderung der Zentrifugationsparameter gewonnen und beinhaltet vor allem die Blutplättchen mit Ihren ganzen Wachstumsfaktoren, die zum Knochenaufbau besonders wertvoll sind. Bei jedem Knochenaufbau verwenden wir diese Methode und erzielen dadurch sicherere Behandlungsergebnisse.

Literatur:

Li, Q., et al. (2013). „Platelet-rich fibrin promotes periodontal regeneration and enhances alveolar bone augmentation.“ Biomed Res Int 2013: 638043.
Naik, B., et al. (2013). „Role of Platelet rich fibrin in wound healing: A critical review.“ J Conserv Dent 16(4): 284-293.
Hauser, F., et al. (2013). „Clinical and histological evaluation of postextraction platelet-rich fibrin socket filling: a prospective randomized controlled study.“ Implant Dent 22(3): 295-303.

Fotofunktionalisierung

Herstellungsprozess verlieren: die Oberflächenpolarität verkehrt sich um, so dass Wasser, Blut und natürlich auch Zellen/Proteinstrukturen die Implantatoberfläche nicht mehr gut benetzen können. So ist es auch zu erklären, warum sich der menschliche Knochen nur auf ca. 45-50% der Implantatoberfläche mit dem Titan direkt verbinden kann (BIC – Bone-Implant-Contact). Diese Tatsache betrifft nicht nur Titan, sondern auch Zirkonimplantate (Keramikimplantate).

Die Tatsache, daß auf dem sterilen, aus der Packung entnommenen Zahnimplantat nur 50% der Kontaktoberfläche mit Knochen besetzt werden kann sollte jeden Anwender angehen! Dies kann durch die Vorschaltung der Photofunktionalisierung der Implantatoberfläche absolut zum positiven verändert werden.

Mit einem speziellen technischen Plasmaverfahren werden die Zahnimplantate unmittelbar vor dem Einsetzen in den Knochen 4 Minuten lang dem Kaltplasma ausgesetzt. Die Effekte sind verblüffend und sind im übrigen auch mit Ultraviolettem Licht (UV-C) erreichbar.

Dr. Cacaci hat umfangreiche Forschungsarbeiten angestossen, die zusammen mit der Universität Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets) über diese Thematik zu einigen wissenschaftlichen Berichten in internationalen Zeitschriften geführt haben. Wir haben hierbei nicht nur die Ultraviolett-Methode mit der Kaltplasma-Methode wissenschaftlich verglichen, sondern die überaus positiven Eigenschaften der Photofunktionaliserung herausgearbeitet. Augenscheinlich sieht man die Effekte, wenn man sich ein Titanimplantat ansieht, welches auf der einen Seite mit dieser Methode der Photofunktionalisierung behandelt wurde und auf der anderen Seite keine Behandlung der Oberfläche erfolgte. Dies haben wir im folgenden Bild mit UV-C Licht realisiert:

Biologischer Sinuslift

Dieses Implantat wurde zur Veranschaulichung bewußt nur einseitig mit UV-C Licht 5 Minuten bestrahlt (links): auf der unbehandelten Seite (rechts) sieht man ganz deutlich einen Tropfen auf einer wasserabweisenden Implantatoberfläche; die Oberfläche ist mit Flüssigkeiten kaum benetzbar.

Die andere Seite des Zahnimplantats (links) wurde mit UV-C Licht bestrahlt und es zeigt sich keine Tropfenbildung, sondern eine superhydrophile Implantatoberfläche, die das Wasser ansaugt. Die Titanoberfläche ist vollständig mit Wasser benetzt. Auch hier wurde nur 1 Tropfen Wasser verwendet.

Hier zeigt sich dieser Effekt der Photofunktionalisierung den Dentalimplantaten ganz eindeutig. Die behandelte Implantatoberfläche ist benetzbar mit Blut, Protein und Zellen, wohingegen die unbeleuchtete Oberfläche genau diese wichtigen Heilungsbestandteile durch die fehlende Benetzbarkeit der Oberfläche eher abstößt.

Behandelte Zahnimplantate (mit UV-C Licht oder Kaltplasma) zeigen bei Gewebeuntersuchungen eine Knochenanlagerung von über 90%, so daß wir heute sagen können, diese Methodik ist die seit über 40 Jahren Forschung an Implantatoberflächen die einfachste, günstigste und effektivste zur Verbesserung der Implantateinheilung. Unsere eigenen langjährigen klinischen Erfahrungen zeigen, dass die Festigkeitswerte der Implantate, die mit dieser Methode vor dem Einsetzen in den Knochen behandelt wurden, deutlich höher sind als die unbehandelten Implantate. Wir können dies heute mittels Resonanzfrequenzanalyse (Osstell Verfahren) standardisiert messen!

Funktionsweise der Photofunktionalisierung:

Studien haben gezeigt, dass diese „gealterten“ Implantatoberflächen ihre ursprünglichen sehr guten Eigenschaften sofort und gänzlich wieder erlangen können, wenn diese unmittelbar vor dem Einbringen in den Knochen mit ultraviolettem Licht (UV-C) bestrahlt werden. Die Oberfläche der Implantate wird dabei strukturell nicht verändert, nur die physikochemischen positiven Eigenschaften erlangen die ursprünglichen Ausgangswerte wieder: die Implantatoberfläche ist dann wieder sehr gut mit Wasser bzw. Blut benetzbar, die Oberflächenpolarität kehrt sich wieder um, so dass Blut und Zellen/Proteinstrukturen sofort auf die Implantatoberfläche gelangen können.

Der Effekt ist erstaunlich! Die Implantatoberfläche wirkt nun wie ein Magnet auf die Proteine und Zellen, weil die Oberfläche von diesen jetzt vollumfänglich erreicht werden kann. In Tierversuchen konnte man zeigen, dass die Knochenanlagerungsrate von 50% bis auf 95% ansteigen kann!

Wir sind im regen Austausch mit Klinikern und Wissenschaftlern an der UCLA (University of California, Los Angeles, USA), und in Rom und bieten dieses Verfahren seit ca. 5 Jahren als eine der ersten Praxen in Europa an. Die Forschungsarbeiten um die hamburger Arbeitsgruppe Smeets, Hennigsen, Cacaci et al. sind vielbeachtet und haben auch ein Umdenken in der Handhabung dentaler Implantate in Gang gebracht.

Welche klinischen Vorteile haben unsere Patienten nun von dieser Methode

Durch die Photofunktionalisierung bzw. die Aktivierung der Implantatoberfläche unmittelbar vor dem Einsetzen der Zahnimplantate mit Kaltplasma oder UV-C Licht erreichen wir eine doppelt so hohe Knochenanlagerungsrate als bei unbehandelten Implantaten.

Dadurch können wir völlig bedenkenlos die Implantatlänge bei unseren Patienten reduzieren, weil wir die Knochenanlagerung am Implantat fast verdoppeln können. Durch die Verkürzung der Implantate benötigen wir weniger Knochenaufbaumaßnahmen und die Risiken des operativen Eingriffes reduzieren sich zusätzlich (Gefahr der Nervenschädigung etc.).

Im Bereich der Sinusliftoperation (Sinuslift) können wir dadurch viel minimalinvasiver arbeiten und den offenen Sinuslift in den meisten Fällen vermeiden.

Kurze Implantate zeigen in der Literatur mittlerweile die gleichen positiven Ergebnisse in der Haltbarkeit wie die ursprünglich längeren Implantate. Mit dem Verfahren der Aktivierung der Implantatoberfläche wird dieser Vorteil nochmals deutlich verstärkt.

Wir erreichen damit Festigkeitswerte bei kurzen Implantaten (7mm) die denen von doppelt so langen Implantaten entsprechen.

Literatur:

Ogawa, T. (2014). „Ultraviolet photofunctionalization of titanium implants.“ Int J Oral Maxillofac Implants 29(1): e95-e102
Photofunctionalization and non-thermal plasma activation of titanium surfaces.
Clin Oral Invest – Clinical Oral Investigation
DOI 10.1007/s00784-017-2186-z
Anders Henningsen & Ralf Smeets & Philip Hartjen & Oliver Heinrich & Roman Heuberger & Max Heiland & Clarissa Precht & Claudio Cacaci
Changes in surface characteristics of titanium and zirconia after surface treatment with ultraviolet light or non-thermal plasma
Eur J Oral Sci 2018; 1–9 European Journal of Oral Siences
DOI: 10.1111/eos.12400
Henningsen A, Smeets R, Heuberger R, Jung OT, Hanken H, Heiland M, Cacaci C, Precht C.
Influence of UV-light and non-thermal plasma on osseointegration of titanium implants in vivo
Hennigsen A., Smeets R., Cacaci C., Karnatz N., Jung O., Kluwe L., Hanken H., Precht C.
Poster Präsentation und 1. Forschungspreis auf Oral Reconstruction Global Symposium 2018, Rotterdam, Netherlands
Li, Q., et al. (2013). “Platelet-rich fibrin promotes periodontal regeneration and enhances alveolar bone augmentation.” Biomed Res Int 2013: 638043.
Naik, B., et al. (2013). “Role of Platelet rich fibrin in wound healing: A critical review.” J Conserv Dent 16(4): 284-293.
Hauser, F., et al. (2013). “Clinical and histological evaluation of postextraction platelet-rich fibrin socket filling: a prospective randomized controlled study.” Implant Dent 22(3): 295-303.

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